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Das fahrende Volk

Aus der Redaktion

3. März 2025

Ständig leben im Wohnmobil

Ständig leben im Wohnmobil – auf 22 Quadratmetern mit 3 Katzen – wie kann man sich das vorstellen?

Unsere Mitglieder Stefan und Ute Krüger wohnen derzeit (März 2025) noch in Neustift, werden jedoch ab Mai ihren festen Wohnsitz auflassen und dann dauerhaft im Wohnmobil leben. CCT hat die beiden zum Interview getroffen. (P.S.: Ab Mai kann man ihre Reise auch auf Polarsteps mitverfolgen.)

 

CCT: Es gehört schon eine Portion Mut oder auch Verrücktheit dazu, sein trautes Heim aufzulösen und als Nomaden durch die Lande zu ziehen. Habt ihr gar keine Angst davor oder gab es schon auch schlaflose Nächte?

Stefan und Ute: Schlaflose Nächte nicht, aber natürlich will alles gut geplant sein. Wir haben das Problem mit unseren drei Katzen, die mitfahren. Da muss man vieles bedenken, wie z. B. lange Fahrten auf Fähren (das geht dann nicht) und vieles mehr.


Ute und Stefan Krüger

 

Momentan lebt ihr in einem ganz normalen Haushalt. All die Dinge könnt ihr ja nicht mitnehmen. Wird der gesamte Hausrat verkauft oder habt ihr ein Zwischenlager?

Wir haben mittlerweile 3000 Artikel bei Willhaben eingestellt und davon schon 2000 verkauft. Die nötigen Dinge für die Gründung eines neuen Haushaltes lagern wir während unserer Reise in einem Container. Wir können also jederzeit wieder in ein »normales« Leben zurückkehren.


Euer Concorde 890 mit zusätzlichem Anhänger ist ja ein sehr großes Gespann. Ist es nicht unheimlich schwierig und vor allem teuer, da einen Stellplatz zu ergattern?

Mit so einem Gespann muss man jede Tour genau planen. Es sind nicht nur die Plätze rar, auch die Fahrtstrecke muss genau analysiert werden. Was die Kosten betrifft, so brauchen wir nur selten einen Campingplatz. Mit ein wenig Erfahrung findet man schon immer ein Plätzchen, sei es privat, auf einem Stellplatz oder auch bei Institutionen wie Landvergnügen usw.

 

Wie ist denn euer Fahrzeug zusätzlich ausgestattet in Bezug auf ein normales Wohnmobil?

Das WoMo hat von Haus aus schon eine sehr umfangreiche Ausstattung. Es hat einen 320-l-Frischwassertank, je 230 l für Fäkalien und Grauwasser und einen 120-l-Gastank, wo wir an allen Tankstellen, die LPG-Gas vertreiben, nachfüllen können.

Zusätzlich haben wir eine 1100-Ah-LiPo-Batterie mit entsprechend vielen Solarpaneelen am Dach. In der Küche gibt es ein Backrohr und eine Geschirrspülmaschine, in der Garage eine Waschmaschine. Für unsere Katzen haben wir in der Garagentür eine Serviceklappe einbauen lassen und zusätzlich eine Katzenklappe von der Garage in den Wohnraum. So können sie jederzeit raus und rein.

Ein Kleinwagen und ein Motorroller werden auf einem Anhänger nachgezogen, zwei E‑Bikes kommen in die Heckgarage.


 Fix eingebauter Geschirrspüler



Waschmaschine in der Heckgarage


Habt ihr schon einen Plan, welche Länder ihr bereisen wollt?

Vorerst beginnen wir mit dem Norden Europas inkl. England. Dann geht es weiter über Belgien, Deutschland, Österreich, Italien, Kroatien, Montenegro und Albanien zu unserem Winterdomizil Griechenland. In Preveza, an der Westküste nahe dem Ambrakischen Golf, dürfen wir bei Freunden über den Winter stehen. Vorausgesetzt, die gesamte Reise verläuft bis dahin so, wie wir sie geplant haben.

 

Stefan ist noch berufstätig und arbeitet im Homeoffice. Da ist eine gut funktionierende Internetanbindung unumgänglich. Wie macht ihr das mit dem Datenvolumen? Bei den herkömmlichen Anbietern ist das doch ziemlich eingeschränkt, oder?

Das stimmt, ein herkömmlicher Anbieter kommt da nicht infrage. Wir nutzen das Satellitensystem von Starlink. Dazu braucht man eine ca. A4-große Antenne. Diese hat ein 15 m langes Kabel, sodass man sie auch außerhalb des Fahrzeuges aufstellen kann, dort, wo halt freie Sicht zum Himmel herrscht. Starlink bietet ein unbegrenztes Datenvolumen, das wir neben der beruflichen Tätigkeit auch für Streaming benutzen können. Die Kosten liegen derzeit bei ca. 73,– € pro Monat. Und es funktioniert überall – auch außerhalb der EU.

 

Ist eure Reise zeitlich begrenzt oder seid ihr da vollkommen offen?

Wir haben uns überhaupt keinen Zeitplan zurechtgelegt, das würde auch keinen Sinn machen. So ein Projekt macht man, solange es einem Freude bereitet, und wie lange das andauert, kann man heute nicht sagen.

 

Man kann auch überraschend krank werden. Habt ihr so etwas wie eine medizinische Grundausbildung oder zumindest einen Erste-Hilfe-Kurs?

Außer einem ganz normalen Erste-Hilfe-Kurs haben wir keine medizinischen Kenntnisse. Da wir aber in Europa bleiben und hier auch hauptsächlich in der EU, sehen wir das relativ entspannt. Wenn wirklich etwas Ernsthaftes auftreten sollte, dann sind wir schnell zuhause.

 

Habt ihr Kinder, und wenn ja, was sagen die dazu?

Wir haben keine Kinder, diese Frage stellt sich also nicht. Unsere Freunde sind aufgrund der früheren Tätigkeit von Ute über ganz Europa verstreut. Die können und werden wir jetzt so nach und nach besuchen.

 

Gibt es etwas, vor dem ihr Angst, oder sagen wir, zumindest gehörigen Respekt habt, weil noch keine Lösung parat steht?

Das betrifft auch wieder unsere Stubentiger. Gesetzt den Fall, unser Wohnmobil hat eine gröbere Panne oder einen Unfall und muss für ein paar Tage in eine Werkstatt. Wir könnten in der Zwischenzeit in ein Hotel gehen, aber mit unseren Katzen ist das schwierig bis unmöglich. Das sind Freigänger, die kann man nicht tagelang in einem Käfig einsperren.

In so einem Fall werden wir versuchen, bei Airbnb eine passende Wohnung mit Garten zu finden. Dort sind Haustiere oftmals erlaubt. Alternativ werden auf Campingplätzen auch Bungalows angeboten, wo man Haustiere mitnehmen darf. Das Problem ist also lösbar.


Katzenklappe in der Heckgaragentür

 

Stefan war bis zur deutschen Wiedervereinigung Hubschrauberpilot bei der Deutschen Bundeswehr. Im Zuge dessen wurde er wegrationalisiert. Heute arbeitet er für eine Wiener IT-Firma im Homeoffice.

Ute war bis zu ihrer Pensionierung Anfang 2025 als Bauingenieurin im Tiefbau tätig. Ihr Beruf führte die beiden durch viele Länder Europas, was aufgrund der Flexibilität von Stefans Arbeitgeber möglich war.

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