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Einsteiger – Leitfaden
Du hast dir ein eigenes Wohnmobil zugelegt und nun ist guter Rat teuer. Die Verkäufer versuchen, dir alle möglichen Dinge anzudrehen. Andere Wohnmobilisten raten zu diesem und jenem.
Hier ist ein kleiner Leitfaden, der dir helfen soll, dich im Camper-Dschungel zurechtzufinden.
Packliste
Neben den persönlichen Sachen, der Campingausrüstung (Tisch, Stühle usw.) und Dingen, die von Gesetzes wegen an Bord sein müssen, braucht man:
Auffahrkeile, am besten in einer Schutzhülle. Diese sollten mindestens 10 cm hoch sein. Die aufblasbaren Ausgleichskissen sind nicht empfehlenswert, weil das Wohnmobil wackelt, wenn man darauf steht.
Kleine Wasserwaage, damit man das WoMo am Stellplatz gerade ausrichten kann. Eine Schräglage kann die Funktion des Kühlschranks beeinträchtigen. Außerdem schläft man schlecht, wenn man z. B. mit dem Kopf tiefer liegt oder man sich abstützen muss, weil man sonst aus dem Bett rollt.
Eine Kabeltrommel mit einem Leitungsquerschnitt von 2,5 mm2 (wegen der ggf. hohen Strommenge) und 25 m Länge.
Einen kurzen Schlauch und Trichter zum Motoröl nachfüllen (bei einem vollintegrierten Wohnmobil).
Ein Kabel mit CEE-Stecker auf Schuko-Kupplung (Stromkasten-Kabeltrommel).

Stecker vom Stromkasten zur Kabeltrommel
Ein Kabel mit CEE-Kupplung auf Schuko-Stecker (Kabeltrommel-Wohnmobil). Die CEE-Kupplung sollte zusätzlich über eine Schukosteckdose verfügen.

Stecker/Kabel von der Kabeltrommel zum Wohnmobil
KFZ-Flachsicherungen in verschiedenen Stärken. Sieh in deinem Sicherungsblock nach, welche Stärken du benötigst.

Typische Flachsicherungen
Silikonspray für die Pflege der Türdichtungen auch unterwegs.
Panzertape, um kleine Schäden zu beheben, und wiederverwendbare Kabelbinder in verschiedenen Größen.
Toilettenchemie, außer deine Toilette verfügt über ein SOG®-System (elektrische Toilettenentlüftung).
Allgemeine Sicherheit
Beim Rangieren achtet auch auf die Höhe eures Fahrzeugs. Selbst wenn man über eine Rückfahrkamera verfügt, ist die Assistenz einer weiteren Person außen zur Einweisung von großem Nutzen.
Übernachtet niemals auf Autobahnparkplätzen! Das ist ein Kardinalfehler der Einsteiger. Diebe/Räuber brauchen einen schnellen Fluchtweg, da ist die Autobahn ideal.
Wenn ihr frei steht (auf einem nicht bewachten Stell-/Parkplatz), nehmt immer, wenn ihr das WoMo verlässt, euer Bargeld mit. Diebe suchen (fast) ausschließlich nach Bargeld.
In südlichen oder östlichen Ländern bleibt bei Einkäufen im Supermarkt immer eine Person im WoMo. Selbst an belebten und vermeintlich sicheren Orten wie z. B. am Lidl-Parkplatz in Lazise oder vor den Einkaufszentren bei der Autobahnabfahrt in Affi (Raum Gardasee), natürlich auch in anderen Ländern, lauern die Banden auf den Parkplätzen der Supermärkte auf »Kundschaft«.
Der Spiegel-Trick, speziell in Italien, ist mittlerweile allgemein bekannt: Am Straßenrand steht ein kleines Auto mit offenem Fenster. Beim Vorbeifahren vernehmt ihr einen lauten Knall, als ob etwas gegen eure Bordwand geschleudert wurde. Die Gauner haben beim Passieren eures Fahrzeugs entweder mit der Hand gegen euer Fahrzeug geschlagen oder einen Stein auf eure Seitenwand geworfen.
Danach werdet ihr von dem kleinen Auto überholt und der Fahrer bedeutet euch, dass ihr seinen Spiegel beschädigt hättet. Wenn ihr nun stehen bleibt, nötigt er euch, ihm einen Betrag für den Spiegel zu bezahlen.
In so einem Fall nicht anhalten, sondern mit einem griffbereiten Smartphone ein Foto machen. Die Gauner suchen dann immer schleunigst das Weite.
Vor der Abfahrt
Egal, ob in den Saisonstart oder bereits unterwegs am Stellplatz; am besten machst du dir eine Checkliste, ähnlich wie sie auch Piloten verwenden, und arbeitest diese VOR JEDER ABFAHRT ab. Sehr leicht wird ein Detail vergessen und endet dann in einem mehr oder minder großen Schaden.
Alle Laden und Schränke verschließen (Bad nicht vergessen).
SAT-Antenne einfahren.
Trittstufe einfahren.
Alle Dachluken und Fenster schließen.
Evtl. Hubstürzen einfahren/abbauen.
Landstromkabel abstecken.
Bei vorhandener Luftfederung diese auf Fahrbetrieb aufpumpen.
Gasflaschen schließen (außer man verfügt über eine Duo-Control-Anlage). DuoControl CS ist Gasdruckregler und Umschaltanlage in einem. An dem Gasdruckregler kann man zwei Gasflaschen anschließen. Sobald die Betriebsflasche leer ist, schaltet die Anlage automatisch auf die Zweitflasche um.
Der integrierte Crashsensor unterbricht bei einem Unfall sofort die Gaszufuhr. Damit erfüllt er alle gesetzlichen Anforderungen und erlaubt es, die Gasanlage während der Fahrt zu betreiben.
Alle Außenklappen sowie die Garagentüren abschließen.
Alle losen Gegenstände im Inneren (wie herumliegende Laptops und Smartphones) sicher verstauen.
Am Stellplatz
Stellplätze »in der ersten Reihe« direkt am Strand oder Seeufer sind zwar sehr begehrt, aber auch gefährlicher. Direkt am Strand oder Ufer kann es ungemütlich werden, wenn das Wetter umschlägt. Besser, man sucht sich einen Stellplatz in einer etwas geschützteren Lage.
Wiesenplätze mit weichem Untergrund verwandeln sich nach Regenfällen in eine Falle, aus der ihr ohne fremde Hilfe nicht mehr rauskommt. Beachtet also den Wetterbericht oder stellt euch besser gleich auf einen befestigten Untergrund.
Die Markise ausrollen sollte man zuerst nur, bis man gerade die Stützen mit den Händen erreicht. Dann die Stützen ausklappen, damit die Markise nicht mit dem ganzen Gewicht auf der Dachhalterung hängt. Nun kann man die Markise bis zum Anschlag ausrollen. Eine Seite sollte immer etwas tiefer sein, damit bei Regen das Wasser ablaufen kann. Sonst kann es sein, dass sich ein Wassersack bildet und die Markise beschädigt, oder, was auch schon vorgekommen ist, dass man die Aufbautür nicht mehr öffnen kann, weil die Markise mit dem Wassersack im Weg steht.
In Regionen mit schnellen und unvorhersehbaren Wetterumschwüngen (wie z. B. die gesamte Gardaseeregion, obere italienische Adria oder die gesamte kroatische Küste) immer die Markise einfahren, wenn man für längere Zeit das Wohnmobil verlässt. Man sieht jedes Jahr viele heruntergerissene Markisen. Selbst eine gut abgespannte Markise hält keinem Mistral (Sardinien, Korsika, Ligurien), keiner Bora (Kroatien) oder Ora (Gardasee) stand.
ORF-Programme via Satellit sind auch mit Wohnmobil empfangbar, wenn man eine gültige ORF-Karte in den TV-Apparat oder den Receiver gesteckt hat. Wenn man den Fernseher längere Zeit nicht benutzt (z. B. während des Winters), dauert es nach dem Einschalten bis zu 15 Minuten, bis sich die ORF-Card neu initialisiert. Danach funktionieren die ORF-Programme wieder (ORF I+II+III, Servus TV Austria, Puls4 usw.). Die anderen Sender sind davon nicht betroffen, wie z. B. ARD, ZDF, VOX usw.
Sollte ein technisches Problem mit der ORF-Card vorliegen, so muss man den ORF-Kundendienst telefonisch bemühen – aber Achtung – ORF-Karten für Satelliten-Receiver dürfen nur innerhalb Österreichs verwendet werden! Wenn man den ORF-Kundendienst außerhalb Österreichs kontaktiert und/oder man geortet wird (oder seinen momentanen ausländischen Ort bekanntgibt), wird man auf Lebenszeit für die ORF-Card gesperrt. Also unbedingt noch zuhause den Fernseher einmal einschalten und warten, bis die ORF-Programme wieder funktionieren.
Der große mobile Stöpsel ist ausgesprochen nützlich und wird benötigt, um
Waschbecken auf Campingplätzen, die keine Stöpsel haben, selber zu verschließen. Sinnvollerweise sollte der Stöpsel mindestens 10 cm Durchmesser haben. Auf das Teil immer gut aufpassen, es leistet echt gute Dienste.

Beispiel so eines Stöpsels
Kleine Aluminium-Klappkarre, wie man sie fürs Handgepäck verwendet. Oftmals sind die Entsorgungsstationen für den Fäkaltank weit weg vom Stellplatz. Zwar haben die Fäkaltanks Rollen, aber die sind in der Regel unterdimensioniert, und wenn die Wege zur Station noch dazu schottrig sind, dann gehen die Rollen schnell kaputt und der Fäkaltank wird somit unbrauchbar, weil man ihn nicht mehr in das Fach stecken kann.
Also den Tank möglichst auf einer Klappkarre transportieren.
Technische Raffinessen
Wenn der Kühlschrank, obwohl man am Stellplatz den Strom angesteckt hat, manchmal auf Gas umschaltet, so ist das in den meisten Fällen kein technischer Defekt, sondern die Folge eines überlasteten Stromnetzes. Einfach zuwarten. Nach einer kurzen Weile, wenn sich die Verbrauchsspitzen am Platz wieder normalisiert haben, funktioniert er wieder mit Strom.
An sehr heißen Tagen kann es sein, dass der Kühlschrank seine Arbeit einstellt. Dann das äußere Lüftungsgitter abnehmen und mit einer Luftpumpe vorsichtig Luft in die Öffnung pumpen. Dadurch wird einerseits Staub entfernt und andererseits zusätzlich Kühlung erzeugt. In den meisten Fällen funktioniert er dann wieder. Auch sollte man ihn nicht zu sehr befüllen. Absurderweise ist es in so einem Fall ratsam, die Kühlleistung etwas nach unten zu korrigieren. Das hilft oftmals auch.
FI-Schalter: Wenn die Dame des Hauses ihre Klamotten in den Kleiderkasten einräumt, kommt es oftmals vor, dass plötzlich das Fahrzug vollkommen stromlos ist. Fast immer befindet sich der FI-Schalter (die Hauptsicherung) für das Fahrzeug in einem der Kleiderkästen, und es passiert einfach schnell, dass man unabsichtlich den Schalter auslöst. Also keine Panik – im Kleiderkasten nach dem FI suchen und diesen wieder einschalten.

Der FI-Schalter und zwei weitere Sicherungen sind im Kleiderkasten versteckt
Tablet-Halterung in neueren Fiat-Cockpits: Wer, was nebenbei sehr sinnvoll und vor allem sehr preisgünstig ist, mit einem Tablet navigiert (siehe »die kleinen Helferlein – Apps fürs Wohnmobil«), findet im Cockpit bei den Fiatmodellen eine Halterung, in die alle Tablets passen, die eine gewisse Größe nicht überschreiten. Einfach herausziehen und Tablet einstecken. Mit einem Kabel kann man zugleich die nahe verbaute USB-Buchse verwenden, damit auch der Strom für längere Touren reicht.

Ausgeklappte Halterung mit einem iPad
